Die Orgel der St. Marienkirche in Stralsund (DE) wurde von Friedrich Stellwagen (1603-1660) gebaut. Heute ist der Orgelbauer eine Ikone des deutschen Orgelbaus und diese Orgel mit 51 Registern auf 3 Manualen und einem Pedal ist sein größtes, erhaltenes Instrument. Die Orgel ersetzte ein älteres Instrument, das durch einen Brand zerstört wurde. Während des Baus der Orgel richtete Stellwagen seine Werkstatt direkt in der Kirche ein. Der Bau begann 1655 und wurde im Oktober 1659 abgeschlossen.
Zahlreiche geschnitzte und gemalte Figuren, Flammen, Fratzen und andere Elemente schmücken die 20 Meter hohe Fassade. In der Mitte steht eine Statue des Harfe spielenden Königs David, umgeben von musizierenden Engeln. Sonne, Mond, Sterne und eine geflügelte Weltkugel, die die Orgel direkt unter dem Domgewölbe krönt, gehören ebenfalls zur reichen Dekoration. Unter dem Gehäuse hängt ein Trompeten spielendem Engel. Alle diese Motive sind charakteristisch für den norddeutschen Orgelgehäusestil.
Zwei der Engel tragen das Wappen der Familie Stellwagen (ein Wagenrahmen). Auf der höchsten Krone der Fassade steht ein Engel auf einer Weltkugel, der mit seinem rechten Arm ein Instrument und mit seinem linken Arm ein Banner mit der Inschrift „S. Dominus Deus Sabaoth“ hält. Das Mittelgehäuse beherbergt das Hauptwerk und das Oberwerk. Auf beiden Seiten befinden sich monumentale Pedaltürme, und ein ebenso beeindruckendes Orgelpositiv befindet sich in der Balustrade der Orgelempore.
Eines der überraschendsten Merkmale dieses Instruments ist seine sehr enge Mensur. Der Klang ist klar und ungewöhnlich reich an Obertönen. Die Orgel war zu ihrer Zeit „progressiv“, inspiriert von den damals modernen Ideen von Praetorius. So ist die Trompete unten schmal und oben breit, wodurch der Gesamtklang des Registers aufgrund seiner guten Balance über den Tonumfang für polyphone Stücke besonders für Ensemblespiel geeignet ist. Der Bass ist nicht zu laut und die Höhe nicht zu schwach.
Das Instrument wurde im Laufe seiner Geschichte mehrfach erheblich verändert, und nur ein kleiner Teil des Originalmaterials von Stellwagen ist erhalten geblieben. Für viele Register der Orgel (insgesamt 550 Pfeifen) waren jedoch Stellwagen-Pfeifen verfügbar. Daher war eine Restaurierung möglich, die zwischen 2004 und 2008 von der Firma Wegscheider durchgeführt wurde. Bei Bedarf wurden Stellwagen-Register aus anderen bestehenden Orgeln untersucht, um Register für dieses monumentale Instrument nachzubauen.